Sonntag, 4. Januar 2015

Waffen nutzen (Teil 1)

Egal auf welcher Reihe, mit welchem System oder auf welchem Niveau:
Jeder hat Stärken und Schwächen.

Viele nutzen ihre Stärken aber zu wenig aus.
Es heißt dann, man wäre zu leicht durchschaubar. Aber man muss den Gegner gar nicht
überraschen, wenn man seine Stärken gut ausnutzt.

Am einfachsten ist es die Stärken an Schüssen oder Pässen fest zu machen.
Beim Pin aus der Mitte ist das z.B. der Rechte. Das muss nicht immer so sein
und ist auch nicht auf einen einzelnen Schuss reduziert.
Bei allen Systemen hat sich aber ein gewisser Standard entwickelt, da gewisse Optionen
den meisten technisch leichter fällt.
So ziemlich immer ist es aber die Option die einem am meisten Spaß macht.
So entstehen bei gleichen Schusssystemen auch individuelle Unterschiede.

Wenn man ein Spiel gegen jemanden beginnt, weiß dieser meistens nicht, welche Stärken man hat.
Gerade auf großen Turnieren kann man seine Stärken also freier einsetzen.
Ich z.B. bleibe gerne bei ein und demselben Schuss, bis ich keine Lücke mehr sehe. Der Gegner weiß zwar irgendwann, was ich vorhabe, aber das heißt nicht, dass er auch etwas dagegen tun kann.
Seinen besten Schuss trifft man schließlich auch technisch am besten.

Das kann man ausnutzen, um seinen Gegner abzutimen. Dafür sollte man sich viel Zeit lassen, um nicht in eine Falle zu laufen. Man erkennt dabei auch, ob der Gegner sich bereits eingestellt hat.
Sollte er sich nicht eingestellt haben, hat man ein leichtes Spiel. Viele erkennen das aber nicht, weil sie zu viel Respekt vor ihrem Gegner haben.
Der defensive Spieler muss sehr viele Optionen abdecken und kann es sich nicht erlauben, eine einzige Option durchgängig zu decken. Man hat also immer ein Zeitfenster in dem man zuschlagen kann. Und da es der beste Schuss ist, kann man auch kleinere Zeitfenster als bei anderen Schüssen nutzen.

Der Gegner wird durch eine solche Strategie auf einen Schuss konditioniert. Je besser man seine Waffe anbringen kann, desto mehr muss sich der Gegner darauf einlassen (Commitment).
Desto offener sind dann auch andere Optionen. Man muss sie also nicht so gut treffen, wie seinen besten Schuss, wenn man den Gegner dazu zwingt diesen zu decken. (Aber nur dann!)

Das ist eine der wichtigsten Stärken des Rechtslang Pinsystems. Der Lange ist meistens der Stärkste Schuss und muss vom Verteidiger abgedeckt werden. Die Ausgangsposition verrät zwar schon, dass es sinnvoll ist, den Langen zu decken, aber es bringt eine automatische Konditionierung.

Um diese Konditionierung auszunutzen, braucht man Schüsse, die den Gegner dazu zwingen ihre Deckung zu ändern. Bei diesem Beispiel also von der langen Position zwingen.
Das erreicht man durch Schüsse auf die anderen Positionen. Die Standardoptionen im Rechtslang Pinsystem sind der Kurbler und der Pin auf die Mitte.

Man sollte für eine bessere Konditionierung die Zusatzoptionen nicht allzu oft verwenden. Ein Verhältnis von 4:1 oder 3:1 ist Erfahrungsgemäß effektiv. Indem man die Zusatzoptionen anfaket, kann man sich seine Waffe noch zusätzlich öffnen, um den Gegner dann abzutimen.

Natürlich kann man dieses Beispiel nicht pauschal anwenden. Es soll zeigen, wie wichtig Konditionierung ist und wie man sie erreicht. Das Prinzip ist aber gültig und wird in der Praxis nur durch weitere Optionen erweitert.
Man kann den Gegner dann nicht nur auf eine, sondern auf mehrere Optionen konditionieren. Das passiert nicht alles gleichzeitig, sondern man stellt sich darauf ein, wie der Gegner deckt.



Für unser Rechtslang Beispiel zeige ich also noch eine weitere Option, auf die man viele Gegner konditionieren kann:
Es ist generell schwieriger den Langen an der 2er Reihe vorbeizuschießen. Damit er auf die Ecke trifft, muss er nämlich immer gerade abgeschossen werden. Möchte der Gegner den Langen mit dem Torwart blocken, reicht es auch aus den Ball leicht schräg zu treffen. Durch diese erhöhte Toleranz erhöht sich auch die Konstanz.

Man möchte den Gegner also auf diese Stellung zwingen:


Die leichteste Möglichkeit ist wahrscheinlich der schräge Kurbler. Er ist schnell lernbar und hat keinen Ansatz.



Um diesen Schuss zu decken, muss der Gegner mit der 2er Reihe vor dem Kurbler stehen (was wir erreichen wollen) oder seine Deckung zusammen ziehen (wodurch der Lange geöffnet wird).

Was im Kleinen funktioniert, funktioniert aber auch im ganz großen:

Im Spiel Frederic Collignong gegen Marc Balic bei der Leo WCS 2013 kann man ganz gut sehen, wie Fred seinen Gegner auf eine Figurenstellung zwingt und Schüsse gezielt mehrmals ausnutzt, um dem Gegner eine Deckung aufzuzwingen.
Die ersten Bälle auf der 3er Reihe habe ich für euch zusammengesucht:

Seine Waffen sollte man aber nicht nur auf der 3er Reihe, sondern auch beim Passen oder Rausspielen ausnutzen. Selbst wenn man beim Einzel schnell auf herumfliegende Bälle haut, kann das eine Waffe sein, auf die sich der Gegner auch einstellen muss.
Also viel Neues ausprobieren und Spaß am Spiel haben.

Autor: Lukas Übelacker

Teil 2
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