Mittwoch, 26. September 2018

Abrufbarkeit erhöhen

Die Abrufbarkeit ist die wichtigste Eigenschaft für schnelle Schüsse und Pässe. Sie entscheidet darüber, ob ein Schuss reagierbar ist oder nicht. Doch wie kann man sie erhöhen?

Ob ein Schuss reagierbar ist, ist kaum von der Geschwindigkeit der Seitwärts- und Schussgeschwindigkeit abhängig. Viel entscheidender ist, an welchem Punkt der defensive Spieler weiß, wohin er reagieren muss. Aus diesem Grund können vermeintlich langsame Schüsse manchmal nicht reagiert werden, deutlich schnellere allerdings schon. Je später die Reaktionszeit des defensiven Spielers ausgelöst wird, desto mehr Zeit bleibt dem Ball bis ins Tor und desto langsamer kann er gespielt werden.

Dieses Prinzip der Abrufbarkeit lässt sich zu aller erst mit einer sauberen Technik verwenden. Je sicherer und sauberer die Technik, desto später erkennt der defensive Spieler, wohin der Schuss geht. Dieser positive Effekt entsteht nicht nur auf dem Tisch, sondern vor allem im Kopf des offensiven Spielers. Je sicherer die Technik, desto leichter fällt sie. Deshalb ist die Abrufbarkeit von einfachen oder Lieblingsschüssen am besten.

Mentale Abrufbarkeit

Neben der technischen Abrufbarkeit gibt es auch die mentale. Je schwieriger eine Entscheidung zu treffen ist, desto niedriger die Abrufbarkeit. Das können die Verteidigungsbewegungen des defensiven Spielers, aber auch Hemmungen oder eine zu große Schussauswahl sein.

Die Verteidigungsbewegungen können mit Erfahrung und einem konkreten Plan vereinfacht werden. Viele Verteidigungsbewegungen können mit der richtigen Schussstrategie ausgenutzt werden. Diese Schussstrategien können im Vorfeld oder in einem Time Out zusammengestellt werden und müssen dann nur noch abgerufen werden.

Hemmungen entstehen durch Ängste. Diese entstehen meistens durch Leistungsdruck, technische Unsicherheit oder negative Erfahrung.

Auswahl reduzieren

Eine große Schussauswahl reduziert die Abrufbarkeit, weil zu viele Faktoren Einfluss haben. Vor einem Schuss werden diese dann erst unterbewusst durchdacht. Je kürzer dieser Gedankengang ist, desto schneller kann der Schuss ausgelöst werden. Auch wird die Hemmung dadurch reduziert, weil die Entscheidung nicht so komplex ist. Aus diesem Grund zielen die meisten Schussstrategien auf eine Reduktion der berücksichtigten Faktoren ab.

Hier ein Beispiel, um konkret zu zeigen, was damit gemeint ist. Der Ball ist auf der 3er Reihe im Rechtslang Pinsystem. Versucht man alle drei Standardoptionen plus einen Wechsler und einen schrägen Kurbler gleichzeitig parat zu haben, wird zwar wahrscheinlich die richtige Entscheidung getroffen, allerdings zum falschen Zeitpunkt. Hat man stattdessen nur den Rechtslang "im Arm", ist dieser sehr schnell abrufbar und selbst kleine Zeitfenster können ausgenutzt werden. Der Verteidiger wird gezwungen, diesen Schuss durchgehend zu verteidigen. Um dann noch Tore schießen zu können, muss der Stürmer mindestens eine weitere Option abrufbar haben. Zum Beispiel kurbeln, wenn eine Puppe vor der langen Option steht. Der Stürmer achtet immer noch nur auf eine Position, hat aber zwei Optionen sehr schnell parat.

Diese Reduktion auf wenige Optionen kann nur aufgehalten werden, wenn der defensive Spieler diese Optionen konsequent deckt und Fallen stellt (z.B. kreuzen). Dann ist der offensive Spieler aber wie im Tunnel und kann komplett ausgeschaltet werden. Aus diesem Grund muss die richtige Balance aus Schussauswahl und Abrufbarkeit gefunden werden.

Die richtige Balance

Schussstrategien helfen dabei, die passenden Optionen parat zu haben, damit dieser Fall nicht eintrifft. Es gibt verschiedene Zusammenstellungen an Optionen, die sehr gut zusammenpassen. Die technisch einfachste Zusammenstellung ergibt sich aus den Standardoptionen eines Schusssystems.

Beispiele:

Wechsler

Optionen: Lieblingsschuss und Wechsler auf Ausgangsposition
Diese Kombination zwingt den Gegner den Lieblingsschuss konsequent zu verteidigen. Der Wechsler sieht durch die gleiche Anzugbewegung aus wie der Lieblingsschuss und verhindert eine Reaktion. Diese Zusammenstellung ist vor allem bei Pinschützen beliebt (z.B.: Pin Mitte: Frank Brauns; Pin Rechtslang: Benjamin Struth)

Schräg

Optionen: Schräg in beide Richtungen und ein Schuss auf eine Ecke

Die schrägen Schüsse zwingen den Gegner zum ständigen Wechsel der Puppenstellung, wodurch die Ecken öfter frei sind (z.B. während kreuzen). Diese Zusammenstellung ist vor allem am Bonzini beliebt, weil die 2er Reihe nicht bis zur Ecke kommt und dadurch eh schon oft gewechselt werden muss.

Es gibt noch viel mehr Zusammenstellungen. Diese sind vor allem von den eigenen Präferenzen und dem Verteidiger abhängig. Der beste und vielleicht auch kreativste Spieler beim Zusammenstellen ist Frederic Collignon. Grundsätzlich gilt aber, dass die 3 Punkte Theorie erfüllt werden muss, damit die Zusammenstellung auch ein System ist.


Autor: Lukas Übelacker

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