Letzte Woche haben wir euch die grundlegenden vier Defensivaktionen vorgestellt. Diese Woche kommt ein kleiner Erfahrungsbericht, wie man diese am besten einsetzen kann.
Kurze Zusammenfassung: zuerst erzählt man der Offensive eine Geschichte. Dann erkennt man den Einsatz, welcher die Offensivaktion ankündigt und dann führt man einen der vier möglichen Aktionen aus. Diese sind
- stehen bleiben
- wechseln: andere Option decken
- fake - stehen bleiben: so tun als würde man wechseln, aber weiterhin die Option decken
- fake - wechseln: so tun als würde man stehen bleiben, aber die Option wechseln
Je mehr man die Bewegungen variiert (z.B. wie lange man wo stehen bleibt und welche der drei anderen Defensivaktionen als nächstes folgt), desto schwieriger wird es für die Offensive.
Im richtigen Spiel hat man selten einen exakt erkennbaren Einsatz. Hier ist es eher das Vorgehen, dass man kurze Geschichten mit Fallen an den Enden aneinanderreiht und in der Zwischenzeit auf Ansätze achtet, welche eine bestimmte Option andeuten. Ein Teil dieser Fallen kann sein, dass die starken Optionen zugestellt werden, weil man auf die schwächeren besser reagieren kann.
Um eine gute Geschichte erzählen zu können, ist es sehr wichtig ein Gefühl für drei Aspekte zu entwickeln:
- Welche Optionen werden bevorzugt.
- Wie lange braucht der Stürmer um sich auf (rhythmisch) geöffnete Lücke einzustellen.
- Auf welche Einsätze lohnt es sich zu reagieren.
An dieser Stelle muss man einfach mutig sein und ein bisschen probieren. Raten ist erlaubt und funktioniert besser als reines zuschauen. Dann wenn man sich eine Reaktionsrichtung vornimmt, kann man diese schneller ausführen, als wenn man die Richtung erst noch erkennen muss. Manche Sachen werden funktionieren und andere nicht. Und es ist auch völlig normal, dass man manchmal in die komplett falsche Richtung rennt. Mit den funktionierenden Sachen arbeitet man weiter und aus dem was nicht funktioniert hat, kann man lernen. Je mehr einem auffällt, desto mehr kann man ausprobieren.
Wenn die Defensive schlecht läuft, dann kann es nur besser werden. :-)
Das wichtigste bei der Defensive ist, dass man in dem Moment des Passes das ausgeführt, was man sich vorher vorgenommen hat. Dies braucht viel Training. Je besser man darin wird, seinen Plan auszuführen, desto genauer kann man seinen Plan auf die Defensive abstimmen und mehr Details einarbeiten.
Die Konzepte die im Einzelnen funktionieren sind sehr spezifisch auf Spielsituation und Spieler abgestimmt. Deshalb sind hier noch ein paar Beispiele für Sachen, die mir in vergangenen Spielen aufgefallen sind.
Beispiele
Beispiel zum Zeitpunkt: Der gegnerische Stürmer schießt bevorzugt nach rechts. Deshalb zeigt man ihm diese Lücke erstmal in ziemlich groß und fährt nur auf den anderen Optionen herum. Kurz bevor das Schoko-Timing für den Schuss kommt verschließt man die Lücke. Sollte der Schuss noch nicht erfolgt sein, kann man "fake-stehen bleiben", also die Lücke kurz öffnen und wieder schließen usw...
Beispiel zum Ansatz auf der 3: Bevor der Stürmer in die rechte Ecke schießt, wackelt er etwas seitlicher nach rechts auf dem Ball. Deshalb lässt man ihm die rechte Ecke geöffnet und fährt erst hin, sobald man eine seitlichere Position auf dem Ball erkannt hat.
Beispiel zum Tappen: Man versucht den Stürmer gerade auf irgendwas zu locken. Auf einmal fängt er an auf den Ball zu tappen. In der Vergangenheit hat das immer einen Schuss nach links angekündigt. Also sollte man auf jeden Fall direkt die linke Ecke verschließen und erstmal verschlossen halten (bzw. fake-stehenbleiben).
Beispiel zu rhythmischen Lücken: Der Stürmer braucht ca. 4 Wiederholungen, bis er das Muster erkennt und den richtigen Zeitpunkt trifft. Also wiederholt man drei mal sehr offensichtlich (mit beiden Figuren parallel fahrend) ein Muster und passt die nächste Wiederholung so an, dass sich die Lücken schließen anstelle von öffnen.
Beispiel zur Ballposition auf der 5: Der Bandenpass kommt von einem Punkt sehr nah an der Bande. Der Stürmer braucht relativ lange, um den Ball auf die Richtige Position hinter der Stange zu bringen. So lange rührt man einfach nur rum. Wenn der Ball im Setup ist und Richtung Bande läuft, fährt man kurz vor dem Abspiel Punkt die Bande groß auf und verschließt sie zu dem Zeitpunkt, zu dem der Ball auf dem Abspielpunkt ankommt.
Beispiel zu Abspielpunkten auf der 5: Der Stürmer spielt bevorzugt von weit von der Bande entfernt ins Feld und von nah an der Bande an die Bande. Also fährt man in seiner Defensivbewegung erst den Feldpass und danach den Bandenpass ab. Somit hat man die Hauptoptionen der Offensive bereits zugestellt.
Beispiel zum Ansatz auf der 5: Der Stürmer faked zwei mal und beim dritten mal passt er mit einem starken Fake davor. Das Entscheidungskriterium ist "Auf die Lücke welche sich beim zweiten Fake öffnet". Deshalb zeigt man beim zweiten Fake große Lücke, die man beim nächsten mal öffnet und direkt wieder schließt. Über das Entscheidungskriterium wechselt man die Optionen (Bande/Feld) auch mal ein bisschen ab um den Plan zu verschleiern.
Beispiel zu Pre-decision auf der 5: Der Gegner hat den Machball auf der 5. Bei den vorherigen Satzbällen hat er einen schnellen Bandenpass gespielt. Also rührt man erst etwas rum und springt an die Bande, sobald er passen kann.
Beispiel zu Pre-decision auf der 3: Der Stürmer wurde beim letzten Versuch auf die linke Ecke geblockt. In der Vergangenheit hat er nach einem Fehlversuch die Ecke gewechselt, also deckt man als nächstes die rechte Ecke.
Beispiel zu Pre-Decision auf der 3: Der Stürmer schießt jeden Schuss etwas anderes und man hat keine Idee was als nächstes kommt. Damit kann man arbeiten indem man die zuletzt benutzte Option geöffnet lässt und die anderen verschließt.
Beispiel zu starken Optionen auf der 3: Der Stürmer schießt bevorzugt nach rechts (75%) und hat eine schlechte Quote auf den Schuss nach Links (50% gehen neben das Tor). Deshalb kann man die linke Ecke getrost offen lassen. Anmerkung: Manche Offensiven zerbrechen unter Druck, wenn die starke Option verschlossen bleibt. Auch wenn die Schwache Option am Anfang des Spiels noch gut getroffen wurde.
Beispiel zu einer Evolution: Beim Stürmer hat man ein gutes Gefühl entwickelt, wann er auf seine Lieblingsecke abreißt und man konnte ihn schon mehrfach dadurch halten, dass man sie rechtzeitig geschlossen hat. Deshalb schaut er jetzt genauer hin, ob diese geöffnet ist. Jetzt Funktioniert Fake-Wechsel stattdessen (man fährt kurz Richtung Lieblingsecke, direkt wieder zurück auf Ausgang und macht dann die Lieblingsecke zu). Danach stellt er nochmal um und schießt auf die wegfahrende Figur auf die Lieblingsecke. Jetzt funktioniert die Aktion "Fake-bleiben" sehr gut um ihn zu halten.
Ansätze
- Beispiele für mögliche Ansätze auf der 5
- Ballposition lateral: bestimmte Pässe werden von bestimmten Positionen bevorzugt
- Ballposition zur Stange: Wenn der Ball zu weit vorne liegt, kann man nur geradeaus passen.
- Ausholen: Bevor der Pass gespielt werden kann, muss die Figur nach hinten gehen.
- Geschwindigkeit mit der der Ball geführt wird
- Anschlagen an der Bande kann einen Stick Pass zur Bande ankündigen
- Tic-Tac zwischen der ersten und dritten Figur kann einen Bandepass ankündigen
- Beispiele für mögliche Ansätze auf der 3 (Pin-Shot bzw. Jet)
- Frequenz des Wackelns, vor dem Schuss wird diese manchmal verändert.
- Die Ballposition von der der Schuss ausgeführt wird.
- Seitliches Wackeln mehr zu einer Seite als zur anderen deuten oft die Schussrichtung an.
- Stehen bleiben kann einen geradeaus ankündigen.
- Einen Schritt zur Seite gehen (hier schauen die Stürmer meist bevorzugt in eine Richtung oder auf eine Lücke)
- Auf den Ball tappen
Viel Spaß beim Ausprobieren :-)
Hiermit kann man eine gute Idee dafür entwickeln, so man stehen sollte. Nächste Woche erzähl ich euch, wie man dort steht um die maximale Performance herauszuholen.
Autor: Fabian Wachmann