Eine Aktion ohne Ansatz gibt es nicht.
Diese These gilt für alle Positionen. Ich möchte hier in erster Linie die Idee übermitteln. Stellvertretend werde ich hier nur über Schüsse von der 3 ins Tor sprechen. Die Ausgangssituation ist ein Pin-Shot aus der Mitte. Der Ball liegt also in der Mitte vom Tor unter der mittleren Figur eingeklemmt.
Das klingt erstmal wie eine sehr provokante These, aber wenn man sich damit etwas mehr auseinandersetzt bringt es einen sehr viel weiter. Man muss sich nämlich bewusst werden, dass vor einer Aktion etwas anderes passiert ist und alle Spieler in irgendeiner Weise vorhersehbar sind. Das klingt zunächst nach einem riesengroßen Nachteil, aber wenn man sich dessen bewusst wird, kann man diesen auch clever ausnutzen. Es kommt halt jeweils darauf an, was der Torwart erkennt und worauf er reagiert. Gängige Ansätze sind zum Beispiel:
- die Zeit: jemand schießt nach kurzer Zeit nach links und nach längerer Zeit nach rechts, oder jemand schießt immer nach einer bestimmten Zeit
- die Position vom Ball: jemand wandert immer ein bisschen in oder gegen die Richtung in die er schießen will bevor der Schuss kommt
- die Position der Figur auf dem Ball: jemand der nach rechts schießen will, hat kurz vor dem Schuss den Ball mit der Figur nur noch halb geklemmt (die Kante der Figur ist in der Mitte des Balls)
- Handhaltung: Bevor der Schuss kommt, wird die Handhaltung verändert oder der Arm angespannt
- Bewegung: kurz vor dem Schuss verändert sich die Bewegung auf dem Ball (z.B. An- oder Gegenreißen der Schussbewegung)
- Reihenfolge: jemand schießt bevorzugt abwechselnde oder gleiche Optionen
- Körperhaltung: vor dem Schuss passiert etwas...
- ...
Was habe ich gemacht?
Was hat der Gegner gemacht?
Wieso ist das Ergebnis so eingetreten?
Gute Spieler haben zu jeder dieser Fragen eine Antwort. Und es bringt einen sehr viel weiter, wenn man sich diese Fragen permanent nach jeder Aktion stellt. Denn dadurch kriegt man Anfasser, was man verbessern kann. Wenn man dann auch die entsprechende Antwort schießen kann, hat man direkt eine gute Antwort. Es lohnt sich viele Optionen zu trainieren. z.B.:
- nach rechts angezuckt und nach rechts geschossen
- nach links angezuckt und nach rechts geschossen
- mit dem ruhenden Ball nach rechts geschossen
- auf den Ball gehauen und dann geschossen
- mit langsamer Seitwärtsbewegung nach rechts geschossen
- nach links gegangen und nach rechts geschossen (Wechsler)
- nach rechts gegangen und nach rechts geschossen
- langsam auf 3/4 geschossen
- langsam in die Ecke geschossen
- auf 3/4 gesprungen und dann gekurbelt
- die Position der Figur auf dem Ball variiert und danach geschossen
- in dem Moment geschossen als die Lücke dort war
- in dem Moment geschossen als der Torwart/Verteidiger in der Ecke stand
- ....
Angenommen man merkt, worauf der Gegner reagiert, dann kann man seinen Schuss sehr effektiv anpassen, wenn man den Ansatz bewusst variieren kann. Deswegen ist ein Täuscher immer vom gegnerischen Spieler abhängig.
Hat ein Ansatz bzw. Täuscher nicht funktioniert, heißt das, dass der Gegner ihn entweder durchschaut oder nicht erkannt hat.
Man sollte aber nicht unbedingt mit der Intelligenz des Gegeners rechnen.
Wenn man vor der Frage: "Geschwindigkeit oder Präzision?" steht, sollte man sich für Präzision entscheiden. Denn Geschwindigkeit alleine macht keinen guten Schuss aus. Hierzu kann man sich mal ein kleines Rechenbeispiel vor Augen führen.
Wenn man von der Mitte des Tores in eine Ecke schießt, dann bewegt man den Ball ca. 10 cm zur Seite und etwa 30cm in Richtung Tor. Diese ganze Bewegung dauert ca. 0,25s bis 0,3s (siehe Masterarbeit zu "Biomechanische Analyse unterschiedlicher Schusstechniken im Tischfußball" von Martin Heyen, 2011) und der Ball schlägt mit ca. 30 km/h bis 40 km/h im Tor ein. Wenn man mal einen mit 36 km/h = 10 m/s schnellen Schuss annimmt, dann braucht der Ball für die Distanz ins Tor (30 cm) nur 0,03s. Der Ball legt also in 90% der Zeit nur 10cm seitlich (von der Mitte in die Ecke) zurück.
Viel wichtiger als die reine Ballgeschwindigkeit ist die Lateralbewegung.
Wenn man zu viel Kraft in die Ballgeschwindigkeit steckt, dann kann man nicht so schnell seitlich ziehen. Ganz nebenbei sind lockere Schüsse meistens im Ansatz deutlich schwieriger zu erkennen.
Der schnellste Schuss ist nutzlos, wenn der Gegner schon vorher dort steht. Die Menschliche Reaktionszeit liegt auch ungefähr bei 0,25 Sekunden. Wenn man also immer nur auf die offene Lücke schießt, vergeht eine halbe Sekunde bis der Ball im Tor ankommt, abhängig von der Zeit die der Spieler braucht um die offene Lücke zu erkennen. Viel besser funktioniert es da hinzuschießen wo eine Lücke auf geht. Einen guten Spieler zeichnet aus, dass er antizipieren kann, wo sich als nächstes eine Lücke öffnet.
In einem zukünftigen Artikel werde ich mehr zu diesem Thema schreiben. Ihr findet ihn dann wieder hier.
Autor: Fabian Wachmann
Inhaltsverzeichnis
Gut auf den Punkt gebracht. Gibt es dazu Anregungen, um die Schnelligkeit der Lateralbewegung gezielt zu trainieren?
AntwortenLöschenDie Lateralbewegung kann man mit Steps oder mit leerlaufenden Bewegungen trainieren. Leerlaufende Bewegungen sind hart angerissene Lateralbewegungen, ohne anschließenden Schuss oder den Ball zu fangen. Ansonsten kommt die Geschwindigkeit automatisch mit der Sicherheit. Man kann versuchen mit Kraft mehr herauszuholen, das ist aber mit Vorsicht zu genießen, weil das den Körper belastet und einen Ansatz mit sich bringen kann.
LöschenDie tatsächliche Geschwindigkeit der Lateralbewegung ist nicht so wichtig, wie die Abrufbarkeit des Schusses. Im Artikel zur Abrufbarkeit findest du dazu mehr Informationen:
http://ungeblogtkickern.blogspot.de/2017/02/abrufbarkeit.html