Sonntag, 14. September 2014

Was bedeutet "gut rauskommen"? (Teil 3)

Im zweiten Teil habe ich die Ergebnisliste vorgestellt und erklärt worauf man achten kann, um an der 3er Reihe vorbeizukommen.
Um auch an den anderen Reihen vorbeizukommen, muss man verstehen, worauf der Gegner beim Decken achtet.

Dem Gegner ist die Effektivitätsliste genauso bekannt wie einem selbst. Er versucht also primär Tore zu verhindern. Dafür spricht er sich mit seinem Verteidiger ab oder stellt sich im Einzel die Puppen so hin, dass insgesamt möglichst alles abgedeckt wird.
Jede Verteidigung hat allerdings Lücken. Man kann grob sagen, dass je mehr Torschüsse gedeckt werden, desto mehr Pässe sind offen. Das liegt daran, dass der eigene Mitspieler natürlich nicht im Weg für die Torschüsse des Verteidigers sein möchte. Möchte der Gegner also einen Pass blocken, muss er sich auf einen Weg stellen, der für Torschüsse uninteressant ist.
Zusammengefasst bedeutet das:

Pässe öffnen Torschüsse ; Torschüsse öffnen Pässe


Pässe und Torschüsse sind die effektivsten Optionen beim rausspielen. Die Ballkontrolle wird innerhalb des Doppels nämlich nicht abgegeben. Sollte man Probleme haben das zu erreichen (Gegner deckt gut; Technik, Auge usw.), kann man trotzdem noch gut rausspielen, wenn man es dem eigenen Mitspieler möglichst leicht macht an den Ball zu kommen oder dem Gegner den Ball an eine möglichst unbrauchbare Stelle gibt (Gegnerischer Verteidiger).
Deswegen ist es auch noch sehr gut auf den gegnerischen Verteidiger zu schießen. Dabei ist es sehr leicht den Ball auf der eignen 3er Reihe zu fangen.
Die anderen Möglichkeiten lassen sich mithilfe der Ergebnisliste beschreiben.

1. Tor
2. Stürmer hat den Ball auf der 3
3. Stürmer hat den Ball auf der 5
4. Verteidiger hat den Ball wieder
5. Gegnerischer Verteidiger hat den Ball 
6. Gegner hat den Ball auf der 5
7. Gegner hat den Ball auf der 3
8. Eigentor

Das sind nur die wahrscheinlichsten Ergebnisse bei einem Block. Aber man kann schon gut erkennen, wie sehr sich das mögliche Ergebnis pro passierte Reihe verbessert.

Wird der Ball geblockt, gibt es viele verschiedene Faktoren die zu Abweichungen im Ergebnis führen:
- Schussstärke
- Schusswinkel
- Eigene Technik
- Gegner
- Deckungsart des Gegners
- ...

Die Deckungsart des Gegners lässt dabei die besten allgemeinen Schlüsse zu.

Statische vs. reaktive Deckung

Bei einer reaktiven Deckung nutzt der Gegner aus, dass der Weg bis zum Tor sehr weit ist - er also viel Zeit zum reagieren hat. Er kann aber auch technisch schwierige Schüsse durch ihren großen Ansatz auf Reaktion blocken oder lockt den Verteidiger auf eine bestimmte Lücke.
Beim Rausspielen erkennt man ein solches Blockverhalten vor dem Schuss durch zucken oder springen. Nach dem Schuss erkennt man es meistens daran, dass ein Schuss auf eine vorher offene Lücke trotzdem geblockt wurde.

Gegen leichte Optionen wird der Gegner eher versuchen schon vorher richtig zu stehen. Mit seinem Verteidiger baut er dann durch Stellungsspiel eine Verteidigung auf, die die wichtigsten Schüsse bereits dicht macht. Für solche Fälle sollte man sich schon vorher Optionen überlegen die trotzdem funktionieren. Um solche Schüsse zu finden, kann man sich im Training die Reihen entsprechend hinstellen und dann Schüsse auf die Lücken der verschiedenen Reihen probieren.

Natürlich ist jede Deckung anders, aber bei jeder Reihe gibt es gewisse Stellungsstandards.



Deckung kurz ; Deckung Bande & gerade
Die beiden klassischsten Deckungen für den Verteidiger. Die kurze Deckung ist vor allem gegen Zieher/Drücker-Systeme gedacht. Sie ist anfällig für Banden und lange Schüsse. Steht
die Deckung nicht eng genug, können auch schräge Schüsse zwischen den Puppen hindurchkommen.

Bei der anderen Deckung wird mit der 2er Reihe die Bande mit der Puppe an der äußeren Ecke des 16ers geblockt. Die Andere steht im kurzen Eck und der Torwart blockt direkte Schüsse auf die 3/4- bzw. Langposition. Diese Deckung ist anfällig gegen schräge Schüsse aufs lange und aufs kurze Eck (von außen).


5er Reihe Mitte ; 5er Reihe Bande
Die 5er Reihe hat (offensichtlicherweise) die meisten Puppen und kann deswegen am vielfältigsten eingesetzt werden. Die wichtigsten Stellungen sind Bande für gerade Schüsse und Banden und Mitte für schräge Schüsse.

Gabel/Dreieck
Mit dieser speziellen Deckung kann man Bandenschüsse decken. Sie deckt im Grund nur Bandenschüsse, das allerdings sehr gut. Wahrscheinlich ist diese Deckung die einzige Möglichkeit mit nur einer Reihe alle Bandenschüsse zu decken.





Risiko


Anhand solcher Standardstellungen einzelner Reihen kann man erkennen, wie die Deckung des Gegners aufgebaut sind. Welche Schüsse werden statisch, welche reaktiv gedeckt? Welche Schüsse übernimmt der Stürmer, welche der Verteidiger?
Fragen die vor allem dann wichtig sind, wenn man Probleme hat rauszukommen. Dann kommt es plötzlich nur darauf an, möglichst viele Reihen zu passieren.
Deckt z.B. der Stürmer die eine Bande und der Verteidiger die andere, kann man trotzdem noch effektiv rausspielen, wenn man dem Verteidiger eine Bande auf die Puppen schießt.
Mit dieser Vorgehensweise kann man auch seine Sicherheit beim Rausspielen erhöhen, indem man seine Effektivität senkt, aber die Streuung seiner Ergebnisse reduziert.


Risiko = Schwierigkeit * Erwartung

Diese Tabelle ist ein kleines Rechenspiel, mit dem man den Charakter des Risikos beim Rausspielen sehen kann.
Schwierige Schüsse mit denen der Gegner rechnet sind unglaublich riskant, während leichte Schüsse mit denen der Gegner nicht rechnet wie ein Geburtstagsgeschenk mit Schleife aussehen.
Viel Spaß beim ausprobieren der einzelnen Kombinationen. Es sei aber noch dazu gesagt, dass es nur eine grobe Abschätzung ist. Außerdem bricht die ganze Liste bei der Anwendung von Fakes auseinander. Die Schwierigkeit wird bei Fakes nämlich erhöht, während die Reaktion des Gegners nur schwer abschätzbar ist.

In das Risiko spielen Schwierigkeit und Erwartung hinein.
Die Schwierigkeit wird durch die eigenen technischen Fähigkeiten bestimmt. Es gibt zwar Schüsse, die generell schwieriger zu spielen sind, aber ich denke es kommt vor allem auch darauf an, wie sehr man den entsprechenden Schuss trainiert hat.
Die Erwartungen werden durch die Effektivitätsliste bestimmt (siehe oben).

Effizient wäre es also, wenn man die größtmögliche Effizienz bei kleinstmöglichem Risko (= geringe Abweichung von angestrebter Effektivität) erreicht.

Schlussfolgerung

Generell kann man sagen, dass man immer versucht, Ballkontrolle in ein Tor zu verwandeln.
Als Verteidiger ist es natürlich am besten, wenn man das direkt macht. Bei der Menge an Stangen auf dem Weg ins Tor ist das allerdings überaus schwer.
Der Stürmer hat nur 2 Stangen zu passieren.
Aus diesem Grund ist es auch schon sehr stark, wenn man versucht seinen Stürmer ins Spiel zu bringen. Sprich: ihm Möglichkeiten zu geben. Entweder direkt mit einem Pass oder der Möglichkeit sich selbst die Ballkontrolle zu holen (z.B. Schuss auf die Deckung).
Riskante Bälle können alles von Tor bis Eigentor beinhalten. Zufall ist es auf jeden Fall.
Und die Ballkontrolle gibt man auch meistens ab.
Man beraubt also selbst den eigenen Stürmer seiner Möglichkeiten. So hat er dann auch den Druck, immer seine Ballkontrolle in ein Tor zu verwandeln.
Riskante Bälle haben vielleicht eine höhere Chance ins Tor zu fallen, als z.B. ein Pass. Dafür überlässt man aber das Spiel dem Zufall und das geht selten länger als ein Spiel gut.

Also lieber sicher die Ballkontrolle halten oder zumindest an möglichst vielen Reihen vorbeikommen, damit der eigene Stürmer sich die Ballkontrolle holen kann.

Ich hoffe ihr hattet viel Spaß mit diesem 3-Teiler. Es wird nicht der einzige sein. Schließlich gibt es viele, sehr komplexe Themen im Tischfußball.
Demnächst wird es dann auch Artikel zu konkreten Systemen geben.
Bis dahin, vielen Dank fürs Lesen und viel Spaß beim Ausprobieren :)

Autor: Lukas Übelacker

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