Sonntag, 18. März 2018

Turniertagebuch

Wenn ich ein Turnier spiele, möchte ich mein Spiel mit anderen messen. Nur so erkenne ich was funktioniert und was noch verbessert werden muss. Ein Turniertagebuch hilft mir dabei, möglichst viel Informationen aus einem Turnier zu ziehen.


Wie man sein Turniertagebuch führt, ist jedem selbst überlassen. Am besten ausprobieren, dann merkt man schnell, was einem gefällt und was nicht. Ich selbst habe einen DIN A5 Ordner, in den ich die Einträge einhefte. Mit dem Ordner ist es einfacher, die Einträge zu strukturieren. Außerdem sind noch andere Notizen und Zusammenfassungen abgeheftet. Die Größe finde ich ideal, um das Turniertagebuch überall hin mitzunehmen. Vor allem natürlich Turniere.

Genauso muss man ausprobieren, was man alles in sein Turniertagebuch schreiben möchte. Ich habe am Anfang versucht, möglichst viele Aspekte zu berücksichtigen. Beim nächsten Turnier ist mir dann aber direkt etwas weiteres aufgefallen, worauf ich noch achten könnte. Deswegen gebe ich euch eine Liste mit Aspekten, um zum einen einen guten Einstieg zu haben, zum anderen neue Ideen zu finden, falls ihr schon ein Turniertagebuch führt.

Stürmer

  • 3er Reihe: Welche Strategien/Taktiken liefen gut? Welche Defensiven waren einfach zu durchschauen? Welche Defensiven haben Probleme gemacht? Lösungen? Technikprobleme mit Schüssen?
  • 5er Reihe: Gutes Setup gespielt? Timingwechsel? Wie wurde man auf der 5er Reihe geblockt? Wann war durchlegen einfach? Welche Fakes haben funktioniert? Technikprobleme beim Passen, Setup, Fangen? Was konnte beim Verteidigen ausgenutzt werden? 
  • Wilde Bälle: Habe ich oft wilde Bälle gefangen? Konnte ich den Gegner dabei stören? Wie schnell war die Reaktion? Gab es einen Verlauf über das Turnier hinweg? Hand-Auge-Koordination?
  • Stellungsspiel: Richtige Deckung gegen das Rausspielsystem verwendet? Warum sind Tore gefallen? Wo war die Lücke? Absprache mit dem Verteidiger gut? Raumdeckung oder Reaktion? Welche Systeme haben Probleme gemacht? Welche waren leicht zu verteidigen?

Verteidiger

  • Rausspiel: Wie effektiv war das Rausspiel (Tore? Pässe? An 5 und 3 vorbei?) => Guter Spielaufbau? Technikprobleme bei Schüssen/Pässen? Welche Optionen waren besonders stark? Welche wurden oft gedeckt? Schnell ins Setup gekommen?
  • Verteidigen: Wie gut war die Quote? Wie sicher hat man sich gefühlt? Welche Systeme waren leicht zu verteidigen? Welche haben Probleme gemacht? Ist der Ball nach dem Blocken im Torbereich geblieben? Konnte ein Abpraller auf die 3er Reihe verhindert werden? Multitable: Eigenheiten des Tischs berücksichtigt (z.B. 3 Torwartpuppen an Tornado, Torwart im Tor an Leo, Torwart außerhalb an P4P, Dead Man an Bonzini..)
  • Wilde Bälle: Bälle im Torbereich gehalten? Verhindert, dass Bälle auf die 3er Reihe gehen?
  • Stellungsspiel: Richtige Deckung gegen das Rausspielsystem verwendet? Warum sind Tore gefallen? Wo war die Lücke? Absprache mit dem Stürmer gut? Raumdeckung oder Reaktion (Goalie War)? Welche Systeme haben Probleme gemacht? Welche waren leicht zu verteidigen?

Einzel

  • Punkte von Stürmer und Verteidiger
  • Geschwindigkeit: Schnell zwischen Stangen gewechselt? Spieltempo kontrolliert?
  • Stellungsspiel alleine: Andere Stangen gut gestellt? 2 oder 3 Stangen in der Hand? Schweißer?

Mental

  • Nervosität: In welchen Situationen nervös? Wie damit umgegangen? Mögliche Methoden? 
  • Mindset: Richtige Einstellung zum Spiel? Motiviert? Fokussiert? Umgang mit Fehlern/Niederlagen? Knappe Spiele gewonnen? Regeldiskussionen? Unfaire Gegner? Selbst unfair gewesen?

Sonstiges

  • Fitness: Ernährung? Müdigkeit? Erschöpfung?
  • Besondere Situationen: Schwierigen Schuss getroffen, Ball gefangen? Knappes Spiel gewonnen? Gegen starken Gegner gewonnen? 
  • Spieler: Gewohnheiten bei Gegnern entdeckt?

Die Notizen für das Turniertagebuch mache ich während oder nach einem Turnier. So festigen sich die Eindrücke und ich kann Schwerpunkte für mein Training setzen. Mit der Zeit wiederholen sich Eindrücke, aus denen dann Methoden oder Strategien/Taktiken gezogen werden können. So hat man für viele Situationen eine Lösung, die man auch weiter verbessern kann. Durch das konkrete Aufschreiben sind sie fester und leichter abrufbar. Vor einem Turnier lohnt es sich auch, die eigenen Notizen noch einmal durchzulesen. Vor allem die Notizen zu Spielern können sehr hilfreich sein. Genauso bringt es mir sehr viel für das Selbstvertrauen, wenn ich mir noch einmal schwierige Situationen ins Gedächtnis rufe, die ich gemeistert habe.

Viel Spaß beim Führen eures eigenen Turniertagebuchs!


Autor: Lukas Übelacker

Sonntag, 11. März 2018

Schusstaktik: Deadman

Mit der 2er Reihe an der Bande ist eine Ecke sicher gedeckt. Der Verteidiger legt sich aber auch deutlich fest, was leicht ausnutzbar ist.

Ist die 2er Reihe an der Bande, nennt man die Puppe vor dem Tor "Deadman". In der Regel ist so die entsprechende Ecke gedeckt. Für den Torwart ist es sehr gefährlich, auf Deadman zu stehen, da er sich stark festlegen muss. Mit der Bande als Orientierung ist es einfach zu erkennen, ob die 2er Reihe wirklich im Eck steht. Das passiert entweder bei unpräziser Platzierung der Puppe oder wenn sie aus der Ecke zieht. Die Schusstaktik Deadman liefert verschiedene Möglichkeiten, die Festlegung des Verteidigers und die Bande als Orientierungspunkt auszunutzen.

Schießen auf Wegziehen

Hat sich der Gegner auf Deadman festgelegt, muss er auch irgendwann aus dieser Situation heraus. Genau in diesem Moment schießt man auf die Ecke, was auch leicht zu erkennen ist, dank der Bande als Orientierung. Sieht man den Verteidiger auf Deadman fahren, hat man genug Zeit, sich auf den Schuss vorzubereiten. Das macht Technik und Reaktion besser.


Der Verteidiger hat nur zwei Möglichkeiten, einen Treffer zu verhindern. Als erstes kann er mit der 2er Reihe von der Bande weg und direkt wieder hin fahren. Die Ausfallbewegung darf aber nicht zu groß sein, sonst ist das Zeitfenster zum Schießen sehr groß. Außerdem bringt es den Verteidiger wieder in die Ausgangssituation, wenn kein Schuss kommt. Ansonsten kann er noch mit dem Torwart auf die Ecke ziehen, aus welcher der Deadman zieht. In diesem Fall antizipiert man das Muster oder nutzt diese Bildfolge als Ankündigung für einen anderen Schuss.

Vorne dran vorbei

Die dritte Möglichkeit des Verteidigers, einen Schuss auf wegziehen zu verhindern, ist schlicht stehen zu bleiben. In diesem Fall kann man aber einfach vor den Deadman schießen. Diese Option ist auch dann stark, wenn der Torwart beim Wegziehen auf die Ecke kreuzt. So oder so ist die kurze Ecke immer frei. Einziger Haken an dieser Option ist, dass der Verteidiger selten strikt an der Bande stehen bleibt. Es ist sehr unangenehm, sich voll auf die Ecke festzulegen. Deshalb machen viele Verteidiger kleine Bewegungen, um nicht dauerhaft auf der Ecke zu kleben. Diese können dann auch zufällig einen kurzen Schuss vor die 2er Reihe blocken (Raumdeckung).



Schießen auf Torwart

Schafft es der Verteidiger, trotz Deadman diese Ecke und den Kurzen zu decken, gibt es noch andere Möglichkeiten, seine Festlegung auszunutzen. Solange die 2er Reihe auf Deadman steht oder sich in kurzen Bewegungen darum bewegt, muss der Torwart die andere Hälfte des Tors abdecken (Mitte, Kurz und Eck). Den Torwart kann man dann einfach abtimen, ohne die 2er Reihe zu berücksichtigen, da diese bereits auf die andere Ecke festgelegt ist. Ausnahme sind hier Kreuzen und Außenmann, was man mit eigenen Schusstaktiken ausnutzen kann. Das Wechseln der Schusstaktik ist sehr einfach, weil der Deadman wieder eine Defensivbewegung ankündigt. Auch wenn die 2er Reihe aus Deadman heraus zieht, kann ein Schuss auf den Torwart gedeckt werden, dann greift aber wieder die Schusstaktik Deadman: Schießen auf Wegziehen.

Schräg schießen

Deadman ist nicht nur eine Festlegung auf eine Position, sondern auch auf eine Stellungsrichtung. Diese kann mit einem schrägen Schuss ausgenutzt werden. Der Torwart müsste auf die Position der 2er Reihe fahren, um den Schuss abzudecken, was allerdings dem längsten möglichen Weg entspricht und sich beide Puppen dann gegenseitig decken. Aus strategischer Sicht passiert das nur beim Kreuzen und ein Reagieren ist nahezu ausgeschlossen. Der Schräge kann entweder als Stupser, schräger Kurbler oder Cutback geschossen werden. Bei Langsystemen gibt es noch die Möglichkeit einen Spray zu schießen (vor allem bei Zieher).

Tischeigenheiten

Alle bisher genannten Taktiken gehen davon aus, dass bei Deadman die Ecke gedeckt ist. Das ist allerdings nicht auf jedem Tisch so. Auf Bonzini ist die Ecke noch weit offen. Es ist auf Turnieren sogar ein absolutes Muss, diese Lücke treffen zu können. Auf Tornado ist es schon schwieriger, aber auch hier ist die Ecke frei. Eine gute Trainingsmöglichkeit für präzise Schüsse. Auf P4P ist die Ecke bei Deadman zwar grundsätzlich offen , aber nur sehr schwierig zu treffen. Jeder Treffer ist hier Bonus und hat mehr mit Technik, als mit Spielverständnis zu tun. Ein besonders lustiges Beispiel ist noch der Hansberg (Saarlandkicker). Hier steht der Deadman in der Mitte des Tors.

Auf Tischen mit Torwart im Tor (z.B. leo_pro tournament), lassen sich die oben genannten Taktiken auch auf den Deadman Torwart anwenden. In diesem Fall ändert sich die Taktik "Schießen auf Torwart" zu "Schießen auf 2er Reihe".


Autor: Lukas Übelacker

Sonntag, 4. März 2018

Schusstaktik: Um 2, vor 1

Mit dem richtigen Blick auf die Deckung erleichtert man es sich als Stürmer erheblich, Tore zu schießen. "Um 2, vor 1" ist eine gute Faustregel, worauf man den Fokus richten sollte.

Wir alle sind Menschen, deshalb werden im Tischfußball immer wieder Fehler passieren. Der Unterschied zwischen Topspielern und Anfängern ist, dass Topspieler seltener Fehler machen und diese auch besser erkennen. Trotzdem werden auch sie Fehler in ihrem Spiel haben, die man ausnutzen kann. Bei der Schusstaktik "Um 2, vor 1" verwendet man die typische Positionierung der 2er Reihe und des Torwarts (1).

Mit der 2er Reihe ist es generell schwieriger, die Ecke richtig abzudecken. Der Abstand zum Pfosten ist größer, da passiert es schnell, dass die Ecke nicht ganz abgedeckt wurde. Vor allem wenn der Stürmer sehr kleine Lücken noch treffen kann. Daraus ergibt sich der erste Teil der Schusstaktik. Man sollte um die 2er Reihe herum schießen. Also auf die Ecke der Torhälfte zielen, in der die 2er Reihe steht.


Anders ist es mit dem Torwart. Der Pfosten ist als Orientierung sehr nah, bei Tischen mit hohem Tor stellt man sogar den Torwart auf Anschlag, um die Ecke zu decken. Dadurch stehen Spieler öfter in der Ecke, was man mit einem Schuss auf die 1/4 Position ausnutzen kann. Der Torwart wird sich voraussichtlich nicht auf kurz bewegen, weil er davon ausgeht, bereits richtig zu stehen, wenn die Stürmerpuppe sich in diese Richtung bewegt.


Bei dieser Schusstaktik reicht es aus, nur auf eine Stange zu achten, da die Puppen selten in einem Abstand von 1/4 Torbreite stehen. Sollte doch der ungewöhnliche Fall eintreten, ist das Tor so extrem weit offen, dass man gar keine Probleme mehr hat.
Eine Sonderregel für diese Schusstaktik ist, wenn die 2er Reihe auf Anschlag steht. Man spricht von "Deadman". In diesem Fall hat der Verteidiger es zwar leicht, die Puppe auf Ecke zu stellen, es ist aber auch sehr leicht erkennbar, wenn er aus der Ecke herausfährt. An manchen Tischen wie Tornado und vor allem Bonzini, ist so nicht einmal die Ecke wirklich abgedeckt.
"Um 2, vor 1" bietet einem einen guten Ausgangspunkt für komplexere Überlegungen. Beim Kreuzen zieht eine Puppe von einer Position weg, während eine Puppe der anderen Stange auf diese Stelle zieht. Dabei stehen die Reihen für kurze Zeit hintereinander, sie kreuzen ihre Wege. Aufgrund von "Um 2, vor 1" kann man zunächst davon ausgehen, dass eine 2er Puppe nicht ganz auf Eck kreuzt, wenn der Torwart aus einer Ecke zieht. Dadurch ist ein Eckschuss auf den wegziehenden Torwart sehr sicher. Entsprechend ist ein kurzer Schuss in die Richtung der wegziehenden 2er Puppe sehr sicher, weil der Torwart auf Eck zieht.
Der größte Nachteil dieser Schusstaktik ist, dass die Mitte (Position 3) überhaupt nicht betrachtet wird. Dafür muss man eine andere Taktik verwenden.

Die Schusstaktik "Um 2, vor 1" ist eine gute Grundlage bei der Schussauswahl, da sie einem konkrete Anhaltspunkte zum Abtimen liefern kann. Ist eine Richtung weniger gedeckt? Sollte man eher kurz oder lang schießen? Sollte man auf den Torwart oder die 2er Reihe achten?
Schafft der Verteidiger es nicht, sich korrekt mit 2er Reihe und Torwart anzupassen, hat man sogar einen Plan, mit dem man leicht 100% schießen kann. Wie das aussieht, kann man im WBR Finale Felix Droese vs Gilles Perrin auf dem Maritim Open 2018 sehen.


Felix schießt annähernd 100%. Dabei sind seine Schüsse auf Eck um die 2er Reihe herum, während die kurzen Schüsse vor dem Torwart einschlagen.


Autor: Lukas Übelacker