Sonntag, 30. September 2018

Jetband


Viele Jetschützen nutzen es: ein Griffband um den Unterarm oder kurz Jetband. Welche Vor- und Nachteile bringt das? Und wie legt man es richtig an?

Vor- und Nachteile

Der klare Vorteil ist die Erhöhung des Grips. Am besten ist der Grip, wenn auf dem Griff noch zusätzlich ein Band aufgewickelt ist. Zusätzlich verhindert ein Jetband Verletzungen an Handgelenk und ggf. Unterarm. Diese können durch Schürfungen aufgrund der großen aufgebrachten Kräfte beim Schuss entstehen.

Im Gegenzug wird das Gefühl für den Griff abgeschwächt. Zwischen Griff und Arm ist noch das Band, welches das Gefühl indirekter macht. Bei falsch gewickelten Bändern kommt durch das abgedrückte Blut noch eine Taubheit hinzu.

Die Nachteile lassen sich gut in den Griff bekommen, so dass ein Jetband immer einen Vorteil bietet. Es macht nur Sinn darauf zu verzichten, wenn die Vorteile nicht benötigt werden und man ein Maximum an Gefühl für den Griff haben möchte.

Richtig anlegen

Das Band wird am Handgelenk angesetzt und mit dem Daumen festgehalten. Der Anfangspunkt sollte nicht zu weit oben sein, sonst schränkt die Wicklung die Bewegung der Hand ein. Je nach Steigung der Wicklung sollte der Anfangspunkt auf der Innen- bzw. auf der Außenseite des Handgelenks gewählt werden. Das hat direkten Einfluss darauf, wo das Band nach dem Wickeln endet und verbessert so das Befestigen.

Die Wicklung sollte mit gleicher Steigung und nicht zu eng sein. Das Band muss nicht fest um den Arm gewickelt werden, weil es vor allem durch die Haftung der einzelnen Lagen an sich selbst hält. Ein zu enges Band erkennt man an einem Wölben der Haut über das Band und einem pochenden Gefühl im Arm. Je steiler die Wicklung, desto dünner die Bandschicht und desto direkter das Griffgefühl. Bei zu steiler Wicklung wird aber auch der Halt reduziert, weil weniger Bandfläche pro Schicht aufeinander liegt.

Nach abgeschlossenem Wickeln kann das Ende unter den vorherigen Lagen eingeklemmt oder mit einem Klebestreifen befestigt werden. Das Bandende sollte an der Außenseite des Arms befestigt werden. Beim Kleben ist die Belastung für die Befestigung minimal. Bei eingeklemmtem Ende liegt der Arm während dem Setup nicht auf dem Wulst. Um das zu erreichen, sollte der richtige Anfangspunkt gewählt werden. Durch Steigungsanpassung kann die Position des Endes nur wenig verändert werden.

Das Anlegen des Jetbands muss am Anfang öfter geübt werden, bis man es passend hinbekommt. Es empfiehlt sich das Band den ganzen Spieltag, das gesamte Training bzw. das gesamte Turnier über an zu behalten. Mit der Zeit lockert sich das Band leicht und passt sich dem Arm an, wenn es nicht zu fest gewickelt ist. Dann wird das Blut nicht abgedrückt und das Band sitzt trotzdem fest.

Das richtige Band

Für jeden Spieler gibt es das richtige Band. Dabei kommt es auf das gewünschte Griffgefühl, Länge des Bands und Schweißaufnahme. Je dünner das Band, desto besser das Griffgefühl. Auf der anderen Seite können dicke Bänder mehr Schweiß aufnehmen. Die Länge des Bands hat einen Einfluss darauf, wie hoch man das Jetband wickeln kann. Manche mögen ein längeres, andere ein kürzeres Jetband. Das hängt vor allem von der Armauflage, aber auch vom Armgefühl mit Band ab. Kürzer ist auf jeden Fall leichter, weil man im Zweifelsfall das Band abschneiden kann. So erhält man im Idealfall aus einem Griffband zwei Jetbänder.

Als Faustregel gilt: Das Jetband ist dasselbe Band, das man auch auf dem Griff verwendet.


Autor: Lukas Übelacker

Mittwoch, 26. September 2018

Abrufbarkeit erhöhen

Die Abrufbarkeit ist die wichtigste Eigenschaft für schnelle Schüsse und Pässe. Sie entscheidet darüber, ob ein Schuss reagierbar ist oder nicht. Doch wie kann man sie erhöhen?

Ob ein Schuss reagierbar ist, ist kaum von der Geschwindigkeit der Seitwärts- und Schussgeschwindigkeit abhängig. Viel entscheidender ist, an welchem Punkt der defensive Spieler weiß, wohin er reagieren muss. Aus diesem Grund können vermeintlich langsame Schüsse manchmal nicht reagiert werden, deutlich schnellere allerdings schon. Je später die Reaktionszeit des defensiven Spielers ausgelöst wird, desto mehr Zeit bleibt dem Ball bis ins Tor und desto langsamer kann er gespielt werden.

Dieses Prinzip der Abrufbarkeit lässt sich zu aller erst mit einer sauberen Technik verwenden. Je sicherer und sauberer die Technik, desto später erkennt der defensive Spieler, wohin der Schuss geht. Dieser positive Effekt entsteht nicht nur auf dem Tisch, sondern vor allem im Kopf des offensiven Spielers. Je sicherer die Technik, desto leichter fällt sie. Deshalb ist die Abrufbarkeit von einfachen oder Lieblingsschüssen am besten.

Mentale Abrufbarkeit

Neben der technischen Abrufbarkeit gibt es auch die mentale. Je schwieriger eine Entscheidung zu treffen ist, desto niedriger die Abrufbarkeit. Das können die Verteidigungsbewegungen des defensiven Spielers, aber auch Hemmungen oder eine zu große Schussauswahl sein.

Die Verteidigungsbewegungen können mit Erfahrung und einem konkreten Plan vereinfacht werden. Viele Verteidigungsbewegungen können mit der richtigen Schussstrategie ausgenutzt werden. Diese Schussstrategien können im Vorfeld oder in einem Time Out zusammengestellt werden und müssen dann nur noch abgerufen werden.

Hemmungen entstehen durch Ängste. Diese entstehen meistens durch Leistungsdruck, technische Unsicherheit oder negative Erfahrung.

Auswahl reduzieren

Eine große Schussauswahl reduziert die Abrufbarkeit, weil zu viele Faktoren Einfluss haben. Vor einem Schuss werden diese dann erst unterbewusst durchdacht. Je kürzer dieser Gedankengang ist, desto schneller kann der Schuss ausgelöst werden. Auch wird die Hemmung dadurch reduziert, weil die Entscheidung nicht so komplex ist. Aus diesem Grund zielen die meisten Schussstrategien auf eine Reduktion der berücksichtigten Faktoren ab.

Hier ein Beispiel, um konkret zu zeigen, was damit gemeint ist. Der Ball ist auf der 3er Reihe im Rechtslang Pinsystem. Versucht man alle drei Standardoptionen plus einen Wechsler und einen schrägen Kurbler gleichzeitig parat zu haben, wird zwar wahrscheinlich die richtige Entscheidung getroffen, allerdings zum falschen Zeitpunkt. Hat man stattdessen nur den Rechtslang "im Arm", ist dieser sehr schnell abrufbar und selbst kleine Zeitfenster können ausgenutzt werden. Der Verteidiger wird gezwungen, diesen Schuss durchgehend zu verteidigen. Um dann noch Tore schießen zu können, muss der Stürmer mindestens eine weitere Option abrufbar haben. Zum Beispiel kurbeln, wenn eine Puppe vor der langen Option steht. Der Stürmer achtet immer noch nur auf eine Position, hat aber zwei Optionen sehr schnell parat.

Diese Reduktion auf wenige Optionen kann nur aufgehalten werden, wenn der defensive Spieler diese Optionen konsequent deckt und Fallen stellt (z.B. kreuzen). Dann ist der offensive Spieler aber wie im Tunnel und kann komplett ausgeschaltet werden. Aus diesem Grund muss die richtige Balance aus Schussauswahl und Abrufbarkeit gefunden werden.

Die richtige Balance

Schussstrategien helfen dabei, die passenden Optionen parat zu haben, damit dieser Fall nicht eintrifft. Es gibt verschiedene Zusammenstellungen an Optionen, die sehr gut zusammenpassen. Die technisch einfachste Zusammenstellung ergibt sich aus den Standardoptionen eines Schusssystems.

Beispiele:

Wechsler

Optionen: Lieblingsschuss und Wechsler auf Ausgangsposition
Diese Kombination zwingt den Gegner den Lieblingsschuss konsequent zu verteidigen. Der Wechsler sieht durch die gleiche Anzugbewegung aus wie der Lieblingsschuss und verhindert eine Reaktion. Diese Zusammenstellung ist vor allem bei Pinschützen beliebt (z.B.: Pin Mitte: Frank Brauns; Pin Rechtslang: Benjamin Struth)

Schräg

Optionen: Schräg in beide Richtungen und ein Schuss auf eine Ecke

Die schrägen Schüsse zwingen den Gegner zum ständigen Wechsel der Puppenstellung, wodurch die Ecken öfter frei sind (z.B. während kreuzen). Diese Zusammenstellung ist vor allem am Bonzini beliebt, weil die 2er Reihe nicht bis zur Ecke kommt und dadurch eh schon oft gewechselt werden muss.

Es gibt noch viel mehr Zusammenstellungen. Diese sind vor allem von den eigenen Präferenzen und dem Verteidiger abhängig. Der beste und vielleicht auch kreativste Spieler beim Zusammenstellen ist Frederic Collignon. Grundsätzlich gilt aber, dass die 3 Punkte Theorie erfüllt werden muss, damit die Zusammenstellung auch ein System ist.


Autor: Lukas Übelacker

Montag, 24. September 2018

Prinzipien der Defensive

Wie der Schütze muss auch der Verteidiger ein System haben. Dieses Defensivkonzept muss möglichst schwierig für den Stürmer zu durchdringen sein. Wie das geht und wie man sich auf den Stürmer einstellen kann, soll anhand von Prinzipien erläutert werden.

Jede Bewegung des Verteidigers stellt dem Stürmer eine Aufgabe. Dabei gibt es Aufgaben die der Stürmer gerne löst und welche die er ungern löst oder gar nicht erst lösen kann. Stellt der Verteidiger die richtigen Aufgaben, kann er die Trefferquote des Stürmers zerstören und so das Spiel entscheiden. Die Aufgaben können alle möglichen Bewegungen sein. Übliche Bewegungen sind Kreuzen, Außenmann oder Schwimmen - es gibt aber auch noch mehr.

Jede dieser Bewegungen unterliegt drei grundlegenden Prinzipien: 
  • Erschweren: Ein Treffer mit einer oder mehreren Optionen wird schwieriger. Timing und/oder Präzision müssen sehr gut sein.
  • Verhindern: Eine Option wird komplett abgedeckt. Timing und Präzision helfen dem Schützen nicht.
  • Locken: Eine Option ist klar offen und verleitet den Schützen dazu, sie zu wählen.
Jede Bewegung unterliegt den drei Prinzipien unterschiedlich stark. Dasselbe gilt auch für Verteidigungskonzepte, da sie aus Defensivbewegungen bestehen. Dabei ist die Wahl eines Defensivkonzepts davon abhängig, welche Aufgabe dem Stürmer die größten Probleme bereitet.

Beispiele

Die Shuffledeckung erschwert vor allem. Durch die schnellen Bewegungen ist es nicht leicht erkennbar, welche Lücke frei ist. Außerdem muss der Stürmer sein Schusstiming an das Shuffletiming anpassen. Mit zuverlässiger Präzision und gutem Timing kann die Shuffledeckung auseinander genommen werden. Sie verlockt also zu Schüssen auf die Ecke, weil rein statistisch gesehen die Figuren sich öfter in der Mitte aufhalten. Schüsse auf Mitte (Positionen 2,3 und 4) können als verhindert angesehen werden, wobei sie mit dem richtigen Timing immer noch möglich sind.

Die statische Deckung lebt vor allem vom Locken. Durch verhindern einzelner Optionen wird der Stürmer auf bestimmte Optionen getrieben. Das können Optionen sein, die der Stürmer nicht gerne schießt (Erschweren), aber auch Optionen, die er gerne schießt (Locken) und dann im richtigen Moment zugezogen werden. Nimmt man dem Gegner dann sein bevorzugtes Timing, wird es schwierig Tore zu schießen.

Die schwimmende Deckung ist eine moderne Mischung aus Shuffle- und statischer Deckung. Die Puppen sind grundsätzlich in Bewegung (erschweren), bleiben aber manchmal stehen oder schwingen vor einer Position (Verhindern). Gelockt wird vor allem durch wegziehende Puppen. Diese werden aber oft direkt ersetzt oder fahren wieder zurück. Diese Deckung wird vor allem gegen Jet Mitte als Grundbewegung verwendet.

Anpassung

Mithilfe der Prinzipien ist es nach jedem Schuss möglich, eine Einschätzung des Stürmers durchzuführen. Welche Option hat der Stürmer gewählt? Welche Bewegung wurde ausgenutzt? Dann kann man anpassen, mit welchem Prinzip man welche Option abdeckt. So wird aus der Defensive ein System, mit dem jeder Schuss möglichst unangenehm gemacht wird. Starke Optionen werden z.B. gelockt und schwache Optionen erschwert.



Autor: Lukas Übelacker

Sonntag, 2. September 2018

Offensive - starke oder schwache Optionen zuerst?

Jeder Spieler hat starke und schwache Schüsse. Dieser Unterschied wird mit besserer Technik immer geringer. Aber gerade unter Druck sind starke Schüsse zuverlässiger, weil sie besser abrufbar und konstanter sind. Beginnt man dagegen mit schwachen Schüssen, führt man die Defensive in die Irre. Die Frage ist deshalb, mit welchen Optionen das Spiel begonnen werden sollte, um über das ganze Spiel hinweg Tore zu schießen.

Für diesen Denkansatz ist es entscheidend, dass der Gegner noch nicht weiß, welche Optionen stark und welche schwach sind. Bei großen Turnieren ist diese Annahme wahrscheinlicher. Bei bekannten Gegnern ist dieser Denkansatz nicht unbedingt sinnvoll. Stattdessen sollte man mehr mit den Erwartungen des Gegners spielen.

Im Verlauf eines Spiels werden mehrere offensive Aktionen gespielt. Dabei stellt sich der Gegner auf die Optionen ein und versucht diese zu Verteidigen. Um beurteilen zu können, mit welcher Option begonnen werden sollte, vergleichen wir die unterschiedlichen Vor- und Nachteile.

Starke Option zuerst

Mit starken Optionen ist es leichter Tore zu schießen. Sie sind abrufbar und technisch zuverlässig. Deshalb lässt sich mit ihnen schon früh viel Druck ausüben. Der Gegner muss sie aufhalten können oder verliert einfach das Spiel. Gleichzeitig wird die Offensive des Gegners geschwächt, weil er unter Zugzwang gerät.
Kann der Gegner allerdings gut mit den starken Optionen umgehen, muss auf die Schwachen gewechselt werden. Eine schwierige Situation, weil es bereits mit den starken Optionen Probleme gab. So ist es schwer eine offensive Quote aufrecht zu halten und der Gegner kann frei aufspielen. Außerdem ist es grundsätzlich erschwert, den entscheidenden Ball zu schießen, wenn man die starke Option bereits mehrfach gezeigt hat.

Schwache Option zuerst

Mit den schwachen Optionen zu beginnen, macht es im späteren Spielverlauf leichter, erfolgreich zu spielen. Der Gegner hat sich auf die schwachen Optionen eingestellt und muss plötzlich mit den starken Optionen umgehen. Bis er sich darauf eingestellt hat, kann es aber bereits zu spät sein, weil das Spiel bereits vorbei ist.
Die schwache Option muss aber stark genug sein, um Tore schießen zu können. Je nach Verteidiger kann das schwierig werden. Die schwache Option ist nicht so gut abrufbar, technisch konstant und schnell wie die starke Option. Das macht es auch schwieriger, Druck aufzubauen und den Gegner zu Fehlern zu zwingen.

Fazit

Grundsätzlich ist es besser mit der starken Option anzufangen. Für die letzten Tore kann man sich auch etwas anderes ausdenken. Vor allem weil der Gegner die starke Option unbedingt zu machen muss. Passiert das nicht, wird er einfach überfahren.

Diese Denkweise funktioniert eigentlich nur bei noch unbekannten Gegnern. Es ist auch nicht zielführend, sich schon direkt eine Option vorzunehmen. Denn jeder Gegner ist anders und ein anderes Spielverständnis. Trotzdem ist dieser Denkansatz ein guter Einstieg, um Optionen bewerten zu können. Mit einer guten Vorstellung davon, was sinnvolle Optionen wären, ist es einfacher, die richtige Option zu ermitteln.


Autor: Lukas Übelacker