Die P4P Turnierserie bietet mit die härtesten Turniere. Die besten Spieler Europas treten hier regelmäßig gegeneinander an. Durch die fortlaufende Rangliste lässt sich gut nachvollziehen, wie stark jeder Spieler ist und die Einstufung (Neuling, Amateur, Master, Elite) ist ein guter Richtwert, um die Spielstärke einschätzen zu können. Normalerweise steigt man über die Elopunkte auf, außer man möchte vom Neuling zum Amateur werden. Den ersten Stufenaufstieg muss man mit Platzierungen erreichen. Entweder Top 3 oder zwei Mal Top 5 in einer Disziplin*. Diese Hürde ist schwierig zu meistern und sorgt dafür, dass viele Spieler sehr lange Neuling bleiben. Teilweise sogar auf ewig. Ich selbst habe lange gebraucht, um diese Hürde zu überwinden, es aber 2014 mit mehreren Turniersiegen geschafft.
Auch wenn die erste Einstufung "Neuling" heißt, bedeutet das nicht, dass man es mit Anfängern zu tun hat. Das Niveau auf P4P Turnieren ist auch schon im Neulinge Bereich sehr hoch. Das wichtigste ist, zuerst die Basics zu lernen. Pässe, Schüsse und Rausspiel müssen nicht nur beherrscht, sondern auch mit System gespielt werden.
Spielen mit System
Auf der 5er Reihe braucht man ein Brushpasssystem mit mindestens zwei Pässen pro Abspielpunkt. Zusätzliche Pässe können auch helfen. Auf der 3er Reihe muss man sich für ein System entscheiden und das perfektionieren. Am besten geeignet sind Rechtsland Pin oder Jet Mitte. Diese Systeme sind vergleichsweise leicht zu lernen und sind auch bis ins höchste Niveau sehr stark. Ein Blick auf die besten Neulinge der letzten Jahre zeigt das:
- 2017: Paul Sochiera (Jet Mitte)
- 2016: Nils Hahne (Jet Mitte)
- 2015: Thomas Haas (Jet Mitte)
- 2014: Constantin Rubel (Jet Mitte)
- 2013: Mario Lachetta (Pin Rechtslang)
- 2012: Ryan Merrifield (Pin Rechtslang)
- 2011: Benjamin Struth (Pin Rechtslang)
Ich selbst habe Pin Mitte gespielt und bin 2014 zweitbester Neuling des Jahres geworden. Es hat aber mehrere Jahre gedauert, bis ich so weit war.
Beim Rausspiel empfehlen sich Zieher, Pin Mitte Bande oder Pin Rechtslang. Zieher ist auf P4P nicht so stark, wie auf anderen Tischen, wenn man aber an die weitere Tischfußballkarriere denkt, empfiehlt sich dieses System. Pin Mitte Bande ist vergleichsweise leicht zu lernen und verleitet weniger zu voreiligen Aktionen. Pin Rechtslang ist gerade auf P4P ein starkes System, weil die Ballkontrolle leichter als an anderen Tischen ist.
Für welches System man sich letztendlich entscheidet, ist Geschmackssache. Man sollte kein System erzwingen, nur weil andere damit erfolgreich sind. Wichtig ist nur, dass man seine Entscheidungen mit einem Sinn dahinter trifft. Ein Fehlschuss ist nur dann schlimm, wenn man nichts daraus gelernt hat.
Turniererfahrung
Das Doppel KO ist ein sehr harter Modus. Man hat keine Vorrunde, mit der man in das Turnier finden kann. Jedes Spiel ist direkt entscheidend und bedeutet schnell das Turnier Aus. Zwar hat man mit der Verlierseite noch eine zweite Chance, ein Satz bis 7 ist allerdings stärker vom Glück abhängig. Man muss also jedes Spiel direkt voll da sein. Das ist nicht immer leicht, denn der Doppel KO Modus bringt auch unvorhersehbare Wartezeiten mit sich. Da ist es wichtig, in den Pausen fit zu bleiben. Die richtige Ernährung ist da sehr hilfreich. Persönlich am weitesten haben mich aber Gespräche mit anderen Turnierteilnehmern gebracht. Da wird einem nicht langweilig und man ist das ganze Turnier über fit.
Um sich in diesem Format durchzusetzen, ist eine starke Offensive entscheidend. Auch weil die Gegner in den ersten Runden meistens wenig Erfahrung haben. Da kommt es schnell zu misslungenen Schüssen, die trotzdem reingehen. Gerade dann gilt, dass man schneller Tore schießen muss, als der Gegner (Oder anders gesagt: Schneller Tore schießen, als der Gegner Eier). Eine starke Defensive ist hilfreich, um das Spiel zu kontrollieren. Die beste Kontrolle hilft aber nichts, wenn man selbst keine Tore schießt. Viele Neulinge sind noch nicht so sicher in ihrem System und versuchen mit ungewöhnlichen Aktionen Tore zu schießen. Irgendwann fallen also genug Tore für den Gegner, selbst wenn man Defensiv sehr stark ist.
Oft reichen wenige unterschiedliche Optionen aus, um im Neulingefeld zu punkten. Das liegt daran, dass viele Neulinge noch nicht verstehen, wie man eine Option aufhält oder es fällt ihnen gar nicht erst auf, dass sie nur von wenigen Optionen besiegt werden. Kurz gesagt: Beibehalten was funktioniert. Nach dem selben Prinzip kann man die Defensive aufbauen. Da ein Neuling noch nicht sehr viele Optionen auf Turnierniveau hat, kann man dem Gegner Lieblingsoptionen wegnehmen. Selbst wenn der Gegner dann noch Tore schießt, wird das viel seltener passieren, weil die Abrufbarkeit und die technische Stabilität noch nicht gut ausgebaut sind.
Hat man einige Spiele gewonnen und die weniger erfahrenen Spieler hinter sich gelassen, kommen die wirklich harten Spiele. Das beginnt etwa bei Top 10. Manchmal fragt man sich bei diesen Spielern, warum sie noch Neulinge sind, da sie eigentlich auf Amateurniveau spielen. Hier gelten die oben genannten Regeln im Grunde immer noch, man muss sich aber auf mehr Spieltiefe einstellen. Hier darf man sein Spiel aber nicht verkomplizieren. Durchziehen was funktioniert und wenn man einen Fehler macht, versuchen immer etwas daraus zu lernen. Wenn man es regelmäßig in diesen Bereich schafft, aber noch nicht ganz den Sprung zum Amateur, ist das kein Problem.
Wichtig ist, dass man regelmäßig so weit kommt. Das Format ist so schwer, dass man schon deutlich stärker als das Feld sein muss, um mit einem Gesamtsieg rechnen zu können. Viel wahrscheinlicher ist es, dass man einen guten Tag oder guten Baum erwischt. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, viele Turniere zu spielen. Nur dann hat man oft genug die Möglichkeit aufzusteigen oder zu verbessern. Man wird nämlich auch nicht besser, wenn man nicht spielt. Dieser Punkt sollte aber der leichteste sein, immerhin geht man auf Turniere um Spaß zu haben.
*Ausnahme sind hier nur die größeren Turniere wie die Deutsche Meisterschaft.
Autor: Lukas Übelacker