Sonntag, 10. August 2014

Time Out

Bei einem Time-Out wird das Spiel für bis zu 30 Sekunden pausiert.

Klingt zunächst nicht sonderlich spannend, aber es ist eines der wichtigsten strategischen Elemente im Tischfußball.
Dabei sind die Möglichkeiten, die man damit hat, nicht auf anhieb ersichtlich.
Ich möchte mich in diesem Artikel mit dem Time-Out beschäftigen und einen ersten Einblick in die strategischen Tiefen geben.

Doch zuerst:

Wie nehme ich ein Time-Out?


Wenn der Ball nicht im Spiel ist, kann man jederzeit ein Time-Out nehmen. Also auch, wenn z.B. der Gegner Einwurf/Auflage hat.
Ist der Ball im Spiel, darf die Mannschaft in Ballbesitz ein Time-Out nehmen, wenn der Ball sich nicht bewegt.

Dafür ruft man "Time-Out" oder dreht sich komplett vom Tisch weg (Regel 9.4).

Um den Ball wieder ins Spiel zu bringen, fragt man den Gegner, ob er spielbereit ist. Ist der Gegner bereit, bringt man den Ball über das "Fertig"-Protokoll (Regel 4.2(.2)) ins Spiel.
Man fragt also den Gegner 2-Mal, ob er bereit ist, weil beide Mannschaften die 30 Sekunden voll ausnutzen dürfen.  Mit der ersten Frage deutet man also an, dass man das Spiel wieder aufnehmen möchte.

(Die Regelwerke habe ich am Ende des Artikels verlinkt)

Was bringt ein Time-Out?

Es gibt ganz unterschiedliche Gründe ein Time-Out zu nehmen. Ich versuche möglichst viele abzudecken, aber ich glaube es gibt noch viele mehr.

Fairness Time-Out

Auf jeder Reihe darf man den Ball 15 Sekunden (auf der 5er Reihe 10 Sekunden) behalten. Zwar darf der Gegner kein Foul reklamieren, wenn man länger braucht (nur ein Zeitschiedsrichter), aber aus Fairness Gründen kann man ein Time-Out nehmen, wenn man denkt, dass man den Ball schon zu lange hat.
Ein solches Time-Out kann auch helfen, wenn man nicht mehr über das Spiel, sondern über die verbleibende Zeit nachdenkt. 

Medizinisches Time-Out

Wenn man sich geschnitten oder gestoßen hat, einen Krampf kriegt oder sonst irgendetwas,
sollte man ein Time-Out nehmen. Die Ablenkung kann spielentscheidend sein. Man sollte auch den Gegner bitten, es als medizinisches Time-Out gelten zu lassen. Ein medizinisches Time-Out zählt nämlich nicht zu den regulären 2 Time-Outs pro Satz.
Ein solches Time-Out darf normalerweise nur von der Turnierleitung oder anwesenden Schiedsrichtern gegeben werden. Deswegen darf man niemandem böse sein, wenn er es nicht als medizinisches Time-Out anerkennt. Ich würde es bei offensichtlichen Verletzungen oder schnell zu behebenden Problemen allerdings aus Fairplaygründen zulassen.

Störendes Time-Out

Man kann mit einem Time-Out auch den Gegner in den unterschiedlichsten Situationen stören.
Regt sich der Gegner z.B. gerade auf, kann man ein Time-Out nehmen, damit er sich hineinsteigert.
Dabei darf man den Gegner nicht mit irgendwelchen Sprüchen provozieren. Gegen viele reichen aber die 30 Sekunden Zeit zum Nachdenken aus, um ihn aus dem Spiel zu nehmen.
Mit einem Time-Out kann man auch den Rhythmus des Gegners brechen (z.B. bei einem Lauf).


Beruhigendes Time-Out

Es gibt immer wieder Situationen in denen man sich am liebsten aufregen würde. In einem Time-Out hat man die Zeit sich zu sammeln und auf das Spiel zu konzentrieren.
Regt man sich wegen einem Foul auf, sollte man vielleicht mit dem Gegner darüber sprechen. Viele Situationen lassen sich lösen, wenn man den Gegner auf das aufmerksam macht, was einen gestört hat.
Man kann sich auch darüber aufregen, dass der Gegner Glück hat oder man selbst Pech. Dann sollte man sich daran erinnern, dass es Glück und Pech gar nicht gibt.
Es zählt nur das spielerische, deswegen sollte man sich darauf konzentrieren.
War man zu langsam? Was hat man falsch gemacht? Was hat der Gegner richtig gemacht? Worauf achtet der Gegner? Wie bewegt er sich? usw.

Time-Out bei kritischen Bällen

Es gibt Situationen in denen man unbedingt ein Tor schießen muss. Die offensichtlichste Situation ist der Match- oder Satzball. Aber auch bei einem Stand von 3:2 (bei einem Spiel bis 5) kann ein Tor entscheidend sein.
Liegt man vorne, kann man durch ein 4:2 enormen Druck ausüben. Jeder Fehler kann den Gegner das Spiel kosten. Er riskiert auch wegen einem Glückstor zu verlieren. Schießt man als Führender kein Tor, setzt ein 3:3 das Spiel effektiv auf Null.
Deswegen ist ein Time-Out in einer solchen Situation auch entscheidend, wenn man hinten liegt.

Wie kann ich ein Time-Out am besten nutzen?

Woran denkt man am besten während einem Time-Out? Wie kann man sich am besten beruhigen?
Was sollte ich vermeiden? Wie bekomme ich wieder Selbstvertrauen?
Über solche Fragen kann man ganze Bücher schreiben. Im Tischfußballsport selbst gibt es keine Lektüre dazu. In anderen allerdings schon. Man muss zwar ein paar Dinge übertragen, aber im Prinzip ist es dasselbe Thema.
Ein Freund von mir hat mir dazu ein gutes Buch empfohlen: The Mental Edge
Ich habe einiges daraus übernehmen können, weil es allgemein auf Sport ausgelegt ist.
Ein Blick lohnt sich also.

Wenn ich ein Time-Out nehme, versuche ich die richtige Einstellung zu finden.
Dabei erinnere ich mich an meine Einstellung bei einem Lauf. Während eines Laufs denke ich nur über das Spiel nach und blende alles andere aus. Es ist mir auch egal, wenn der Gegner ein (Glücks-)tor schießt. Alles was zählt ist ein gutes Spiel abzuliefern. Sollte ich das nicht hinkriegen, überlege ich, was ich besser machen kann und mache das auch. Dabei ist es nicht so wichtig, ob es funktioniert. Sollte es nämlich nicht funktionieren, denkt man sich etwas neues aus. Mit dieser "Macher"-Mentalität überwinde ich dann auch Selbstzweifel.

Ich hoffe euch hat dieser Einblick in strategische Tiefen gefallen, vielen Dank fürs Lesen und vergesst eure Time-Outs nicht :)

Autor: Lukas Übelacker

Regelwerke:
ITSF Regelwerk
P4P Regelwerk

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