Sonntag, 12. April 2015

Wie spiele ich am besten, wenn mein Gegner mich in- und auswendig kennt?

Wenn der Gegner einen komplett kennt, dann bedeutet das, dass er alle Optionen kennt, die man spielt. Die einfachste Möglichkeit ist natürlich, dass man seine Optionen verändert. Doch was unterscheidet die einzelnen Optionen voneinander?

Theorie

Bereits in anderen Artikeln haben wir versucht, die Eigenschaften eines Schusses oder Passes festzuhalten.

3er Reihe (Waffen nutzen (Teil 2))

- Position: Auf welche Position man schießt.
- Ausgangsposition: Von welcher Position aus man schießt.
- Timing: Nach welcher Zeit man schießt.
- Stellung auf dem Ball: Ob man den Ball voll, links versetzt oder rechts versetzt klemmt.
- Fakes: Täuschbewegung unmittelbar vor dem Schuss (z.B. Wechsler).
- Bewegung vor dem Schuss: Zucken oder Wandern, bevor man schießt. Im Gegensatz zum Fake sind diese Bewegungen nicht unmittelbar vor dem Schuss.
- Schussart: Pin, Jet, Zieher, ...




Die wichtigste Eigenschaft eines Schusses ist die Position. Je nach Schusssystem ändern sich die Anteile der einzelnen Positionen.
Jet hat noch zusätzlich die kurzen Optionen, genau wie Zieher. Bei Pin kommen noch Wechsler dazu, die ich auch nicht berücksichtigt habe.

Das sind nur Richtwerte, die von Spieler zu Spieler oder auch von Region zu Region unterschiedlich sein können. Vom Prinzip her passt die Überlegung aber immer. Man muss nur ggf. die Anteile durch Beobachtungen korrigieren.
Die Anteile kann man dann gegen Spieler, gegen die man schon oft gespielt hat, verändern und so mehr Tore schießen.

5er Reihe (Waffen nutzen (Teil 2))

- Position: Auf welche Position man passt (meist Bande oder Feld).
- Ausgangsposition: Von welcher Position aus man passt. - Timing: Nach welcher Zeit man passt.
- Stellung zum Ball: Ob man voll, links versetzt oder rechts versetzt hinter dem Ball ist.
- Fakeart: An die Bande fahren, Schuss antäuschen, wischen (Fakearten auf der 5er Reihe)
- Bewegung vor dem Pass: Wie der Ball geführt wird und welche Fakes angedeutet werden.
- Ballgeschwindigkeit: Mit welcher Geschwindigkeit der Ball geführt wird.
- Passart: Brush, Kantenpass, Stickpass,...
 
Wenn man eine dieser Eigenschaften ändert, kommt eine ganz neue Option mit anderem Setup heraus. Wenn man den Ball anders führt, klemmt oder anders zu ihm steht, weckt das andere Erwartungen beim Gegner. So kann einem die Art der Veränderung vollkommen banal vorkommen, aber sie wird trotzdem funktionieren, da der Gegner nicht mehr auf sein altes Muster zurückgreifen kann. Er muss sich anpassen und bis dahin kann man leichter passen und schießen.

Die wichtigste Eigenschaft eines Passes ist die Position. Viele haben eine bevorzugte Position (Bande oder Feld), die sie öfter spielen. Sie haben dann mehr Optionen, Fakes, Setups und können die Pässe auf diese Position besser abtimen oder sicherer spielen.
Am besten beobachtet man das und tauscht dann die Anteile. Spielt man also 70% Feldpässe und 30% Bandenpässe, sollte man zu 30% Feldpässe und 70% Bandenpässe übergehen. Dabei merkt man auch, welche Unterschiede bestehen und warum man die eine Position bevorzugt.
Bei Fakes funktioniert das genauso. Gibt es Fakes, nach denen man immer ins Feld spielt? Andere Fakes bei denen man öfter an die Bande spielt? Die Fakes kann man mithilfe von "Fakearten auf der 5er Reihe" differenzieren.

Defensive (Was bedeutet "gut rauskommen" (Teil 2))

1. Tor schießen
2. Pass auf die 3er Reihe (Einzel auch Pass 2er auf 5er Reihe)
3. Auf die Deckung schießen
4. An 3 und 5 vorbei
5. Auf 5er Reihe schießen
6. An der 3er Reihe vorbei

Beim Rausspielen gibt es meistens mehr Optionen, als auf der 3er Reihe. Deswegen dauert es tendenziell länger, bis der Gegner alle Optionen kennt. Das eigene System lässt sich auch einfacher erweitern. Man kann seine angestrebte Effektivität für einige Bälle reduzieren, um weiterhin konstant und gut rauszukommen. Die Aufgabe des Verteidigers ist es schließlich, den Stürmer zu unterstützen. Deswegen kann man sich auch darüber streiten, ob ein Tor oder ein Pass auf die 3 ideal sind. Wechselt man zwischen den beiden, ist man schwierig zu blocken und hat immernoch eine sehr hohe Effektivität.

Einstellung

Schnell macht man den Fehler, dass man nur aus dem Bauch heraus spielt. Beide Spieler kennen sich schon sehr gut und man macht sich gar nicht mehr die Mühe, über das Spiel nachzudenken.
Das kann natürlich Spaß machen, aber man wird sich nicht weiterentwickeln.
So kann es schnell passierern, dass Spielergruppen immer auf einem Stand bleiben.

Um sich auch zu verbessern, wenn man gegen einen bekannten Gegner spielt, sollte man Regelmäßigkeiten ausnutzen oder ausbessern.
Gibt es Pässe oder Schüsse, die der Gegner immer macht?
Wie kann ich das ausnutzen?
Welche Optionen spielt man selbst immer und wird immer geblockt, weil der Gegner das weiß?
Sollte man Probleme damit haben, sich anzupassen, sollte man unbedingt sein Spiel genau beobachten und sich dabei diese Fragen beantworten.

Weniger trocken ist es, das Gegenteil vom dem zu spielen, was man normalerweise tun würde. Man schaut sich dafür die gleichen Optionen an, die man sich auch sonst anschauen würde. Wenn man sich dann aber entschieden hat, tut man genau in dem Moment etwas anderes.
Schaut man also auf den Feldpass und entscheidet sich dazu ihn zu spielen, macht man stattdessen einen Bandenpass. Oder wenn man nach links schießen will, schießt man in dem Moment, in dem man sich entschieden hat, stattdessen nach rechts.
Diese Methode ist sehr gut, wenn man immer geblockt wird, obwohl man immer der Meinung war, eine gute Entscheidung getroffen zu haben. (Schießen auf Muster)

Training

Etwas Neues oder Anderes zu spielen erfordert immer auch technische Mittel, die man sonst nicht spielt.
Sich neue Stile auszudenken ist sehr schwer, vor allem weil diese dann immer durch einen selbst geprägt wurden. Die Umstellung von z.B. einem Mitte- auf ein Langsystem ist also noch nicht der Schlüssel zum Glück.
Neue Stile kann man aber bei jedem anderen Spieler entdecken. Es gibt auch genügend Videos von Topspielern, bei denen man sich die verschiedensten Stile anschauen kann.
Im Training sucht man sich einen Spieler als Vorbild und versucht ihn so genau wie möglich zu kopieren.
Ruben Heinrich ist z.B. ein interessanter Einzelspieler, der unglaublich viel Druck machen kann.
Er spielt meistens sehr schnell, lässt sich aber immer wieder viel Zeit und dominiert so die Spielgeschwindigkeit.
Björn Brose spielt einen extrem statischen Rechtslang.
Jonny Müller spielt fast schon Tornado-TikTak und Szüle hat glaube ich noch nie einen Pass ohne Fake gespielt.
Die Liste ist denkbar lang und es macht sehr viel Spaß, die verschiedenen Stile auszuprobieren.
Es hilft zum einen für die Technik, weil man neue Aufgaben lösen muss und zum anderen kann man sein eigenes System verbessern, weil man einen weiteren Horizont hat.

Trainiert man alleine, sollte man sein Technikspektrum erweitern.
Spielt man z.B. Pin Mitte, lohnt es sich Jet Mitte oder Pin Rechtslang zu lernen. Oder wenn man Zieher von hinten spielt, bringt es viel, auch Banden zu lernen.
Selbst wenn man es in normalen Spielen nicht braucht, hilft es für die Ballkontrolle. Man kann so auch neue Optionen trainieren, um Gegner zu überraschen, die schon alles von einem kennen. Und wenn es nur 2-3 mal pro Spiel gebraucht wird.

Autor: Lukas Übelacker

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